Qualitätsmanagement in der Lagerlogistik: Die wichtigsten Faktoren


Als entscheidendes Element der Supply Chain steht die Lagerlogistik vor der Herausforderung, Güter und Waren aller Art sorgsam und gemäß ihrer individuellen Erfordernisse unterzubringen, um sie später in der richtigen Reihenfolge und ohne Qualitätsverluste entnehmen zu können. Dabei geht es nicht nur um den Schutz der gelagerten Dinge vor Schäden, Verlust und Diebstahl, sondern auch darum, spezifische Bedürfnisse hinsichtlich der korrekten Lagerungsbedingungen zu erfüllen. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an das Qualitätsmanagement in diesem Bereich. Doch welche Faktoren sind ausschlaggebend für die Qualität in der Lagerlogistik und mit welchen Maßnahmen lässt sie sich verbessern?

Faktor Sicherheit

Im Gegensatz zu früher sind heutige Lager keine unflexiblen Insellösungen mehr, sondern hochkomplexe, digital vernetzte Systeme. Über das Internet of Things (IoT) stehen sie mit Steuerungsrechnern im Büro und in der Verwaltung, zum Teil aber auch mit externen Rechnern außerhalb des Unternehmens in Verbindung. Dadurch unterliegen sie einem deutlich höheren Risiko für Cyberangriffe, die im Extremfall zum Totalausfall der Lagerlogistik führen können. Die Folgen beträfen nicht nur das Lager selbst, sondern auch die Firmen entlang der gesamten Lieferkette.

Im Rahmen der Qualitätssicherung in Lagern ist die IT-Sicherheit ein wichtiger Faktor für störungsfreie Abläufe. Dabei ist es unverzichtbar, mit der rasanten Entwicklung im Sektor Cyberkriminalität Schritt zu halten. Nicht zu vernachlässigen sind aber auch die Gefahren, die aus fehlgeschlagenen Updates oder menschlichem Versagen resultieren.

Faktor Sauberkeit

Sauberkeit und Ordnung sind Grundvoraussetzungen für eine moderne, reibungslos funktionierende Lagerlogistik. Zudem ist ein Lagersystem wichtig, das sämtlichen Lagergütern einen festen Standort zuweist, damit diese gut sortiert für die weitere Verwendung verfügbar sind.

Im Rahmen der Qualitätssicherung gewährleistet ein aufgeräumtes, sauberes Lager:

  • ein geringeres Unfallrisiko und verbesserte Arbeitsbedingungen für Mitarbeitende,
  • zügige Ein- und Auslagerprozesse, weil alles dort ist, wo es hingehört, und
  • weniger Reklamationen aufgrund fehlerhaft gelieferter Waren.

Zu den wichtigsten Zielen beim Thema Sauberkeit im Lager gehört es, Verschmutzungen von vornherein zu vermeiden. Viele Verunreinigungen gelangen von außen in den Innenbereich. Das lässt sich durch gut gereinigte Zufahrtswege verhindern. Im Lager ist eine regelmäßige Pflege und Wartung der Lagertechnik entscheidend. Das Qualitätsmanagement gibt Intervalle vor, in denen Reinigungs- und Wartungsarbeiten zu erledigen sind und prüft deren termingerechte Ausführung.

Faktor Rückverfolgbarkeit

In der global vernetzten Welt hat die Produktion von Waren und Gütern deutlich an Komplexität gewonnen. Meist erstrecken sich die Herstellungsketten über verschiedene Unternehmen und mehrere Landesgrenzen hinweg.

Ist ein Produkt fehlerhaft, kommt seiner Rückverfolgbarkeit eine entscheidende Bedeutung zu. Hierbei ist es wichtig, die einzelnen Stationen vom Rohstoff bis hin zum Endkunden zu kennen. Das bedeutet, dass jederzeit feststellbar sein sollte, wann, wo und durch wen Waren gewonnen, hergestellt, verarbeitet, transportiert und gelagert wurden.

Um die Route der Waren innerhalb eines Lagers nachvollziehen zu können, bedarf es eines Systems für interne Rückverfolgbarkeit, mit dem sich der Weg eines Produktes durch das Lager überwachen lässt. Dabei sind insbesondere folgende Elemente zu berücksichtigen:

Datenerfassung mittels interner Kommunikationssysteme

Um die korrekte Kommunikation aller Daten zu einem Produkt in den verschiedenen Lagerungsphasen sicherzustellen, muss der Logistikleiter sämtliche Geräte und Bereiche des Lagers miteinander synchronisieren. Dank der zunehmenden Automatisierung der Logistikzentren funktioniert das heute mithilfe von Etiketten mit Strich-, QR- oder RFID-Codes, was den Aufwand deutlich verringert.

Einführung von Fehlerermittlungsverfahren

Das Konzept der inneren Rückverfolgbarkeit muss Mechanismen inkludieren, mit deren Hilfe sich Fehler in den verschiedenen Lagerabläufen ermitteln lassen. Auf diese Weise ist es möglich, die von den fehlerhaften Vorgängen betroffenen Produkte zügig zu identifizieren und schnellstmöglich aus der Supply Chain zu entnehmen.

Berücksichtigung geltender Normen

Bei der Planung der internen Rückverfolgbarkeit sind neben der geltenden Gesetzgebung auch verschiedene Normen zu beachten. Dazu zählen unter anderem:

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Faktor Digitalisierung

Die Digitalisierung moderner Lagerlogistik-Unternehmen schreitet unaufhaltsam voran. Bei diesem Prozess geht es um die Vernetzung sämtlicher am Lagerprozess beteiligter Abteilungen, Firmen, technischer Anlagen und Maschinen. Nur dadurch ist es möglich, Lagerabläufe flexibel zu gestalten und schnell auf Kundenbedürfnisse zu reagieren. Neben vielen Vorteilen bringt die Digitalisierung aber auch einige Herausforderungen mit sich. Daher ist die Qualitätssicherung auch in diesem Bereich von maßgeblicher Bedeutung.

Um die Qualität in der Lagerlogistik auch unter Industrie 4.0 zu gewährleisten, gilt es, alle im Lagerprozess involvierten Bereiche eingehend zu analysieren und bei Bedarf zu optimieren. Im Vordergrund stehen dabei:

  • Lagerkonzepte,
  • Transportsysteme,
  • technische Anlagen,
  • der Maschinenpark,
  • die Erweiterbarkeit bestehender Lagersysteme und
  • die Ressourcenschonung.

Dabei ist es wichtig, dass nach Möglichkeit alle Systeme über Datenmonitoring bzw. Echtzeit-Datentracking Befehle von übergeordneten Steuereinheiten empfangen können.

Des Weiteren haben die Mitarbeitenden im Qualitätsmanagement die Aufgabe, ihre Logistikanlagen immer auf dem aktuellen Stand der Technik zu halten. Zusätzlich gilt es, den Anforderungen des Datenschutzes und der Datensicherheit gerecht zu werden.

Faktor Lagereffizienz

Eine ineffiziente Lagerverwaltung führt zu zusätzlichen Kosten und oftmals auch zu verspäteten Lieferungen. Das Einbinden neuer Lagertechnologien und -prozesse ist zwar zeit- und kostenaufwendig, noch teurer sind jedoch finanzielle Verluste durch Fehllieferungen, Fehlbestände, Retouren und menschliches Versagen, die das Image des Unternehmens und das Kundenvertrauen nachhaltig schädigen.

Damit eine Effizienzoptimierung gelingt, muss sie sich ganzheitlich über alle Lagerprozesse erstrecken.

Wareneingang

Hier werden die Produkte auf Fehlmengen und Beschädigungen kontrolliert. Das kann sowohl manuell als auch (teil-)automatisiert geschehen. Je höher der Automatisierungsgrad ist, desto geringer ist die Fehlerquote.

Kommissionierung

Als wichtigster Prozess in der Lagerlogistik sorgt das fehlerfreie Kommissionieren für geringe Retourenquoten und zufriedene Kunden. Fehlerhaft versandte Waren verursachen hohe Kosten, da für die Korrekturschleifen zusätzlich Zeit und Geld aufgewendet werden müssen. Das mindert letztlich den Gewinn.

Beim Optimieren des Kommissionierungsprozesses geht es vorrangig um folgende Punkte:

  • Eindeutige Zuordnung von Artikelnummer und Lagerplatz,
  • Lagerung der Artikel an einem für das Kommissionieren optimalen Platz,
  • Verringern der Zugriffszeiten durch gezielte Platzierung schnell- und langsam durchlaufender Lagergüter,
  • Einsparen von Zeit und Wegen durch Zusammenfassen mehrere Einzelaufträge in Multi-Order-Pickings.

Packstation

Idealerweise befindet sich die Packstation nahe dem Warenausgang und ermöglicht es den Mitarbeitenden durch eine ergonomische Ausstattung, problemlos hunderte Bestellungen täglich zu bewältigen.

Erhöhen lässt sich die Effizienz in diesem Bereich auch durch eine möglichst geringe Anzahl an Standard-Verpackungen. Sind nur drei bis vier Verpackungsgrößen verfügbar, fällt die Auswahl der richtigen Größe leichter, was enorm viel Zeit spart.

Versand

Je mehr Versandoptionen es gibt, desto besser lässt sich der Versandweg auf die Bedürfnisse des Kunden anpassen. Zum einen können je nach Ware und Destination zwischen den verschiedenen Versanddienstleistern große Unterschiede hinsichtlich des Preises und der Zustellzeit bestehen. Zum anderen lässt sich die Lieferkette im Fall eines Totalausfalls eines Zulieferers (z. B. durch Streik) anderweitig sicherstellen.

Datenerfassung

Kein Lager funktioniert ohne eine lückenlose Datenerfassung. Diese gewährleistet einen umfassenden Gesamtüberblick über das Lager und ermöglicht damit fundierte Entscheidungen über Artikel und Prozesse. Zudem lassen sich Fehler schneller aufzeigen und korrigieren. Lagererfassungstools wie Barcode-Scanner, RFID, mobile Computer und iPads helfen dabei die Logistikprozesse zu automatisieren und zu koordinieren.

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Faktor Wirtschaftlichkeit

Wie andere Branchen muss auch die Lagerlogistik wirtschaftlich operieren. Das gelingt aber nur, wenn eine effiziente Auslastung des Lagers sichergestellt ist. Überkapazitäten bringen zusätzliche Kosten mit sich, während Unterkapazitäten zu Einschränkungen führen, die sich nachteilig auf die Kundenzufriedenheit auswirken können.

Zu den Aufgaben des Qualitätsmanagements gehört es daher auch, den Mittelweg zwischen größtmöglicher Verfügbarkeit und maximaler Wirtschaftlichkeit zu finden. Gerade bei kurzzeitigen Auslastungsspitzen kann es sinnvoller sein, vorübergehend zusätzlichen Lagerraum anzumieten, als in additionale Lagerfläche zu investieren, die größtenteils ungenutzt bleibt.

Gleiches gilt, wenn es darum geht korrekte Lagerungsbedingungen für ein spezielles Lagergut zu schaffen. Ein solcher Fall ist beispielsweise die Dokumentenlagerung, die meist erhebliche technische Investitionen entsprechend den Bestimmungen des BDSG §9 erfordert. Hier gilt es auch zu differenzieren welche Dokumente, wie lange aufgehoben werden müssen.

Fazit:

Die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung bringt für die Lagerlogistik zahlreiche Vorteile mit sich. Gleichzeitig steigen aber auch die Anforderungen hinsichtlich der Flexibilität, der Kontrollierbarkeit, der Transparenz und der Wirtschaftlichkeit logistischer Prozesse. Die Implementierung eines umfassenden Qualitätsmanagements trägt dazu bei, die Qualität in allen Bereichen der Lagerlogistik sicherzustellen und reibungslose Arbeits- und Funktionsabläufe zu gewährleisten.

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