Brandschutz: Zertifizierungsmöglichkeiten für Unternehmens- und Produktsicherheit


Kein Unternehmen in Deutschland kann aufgebaut oder betrieben werden, ohne das Thema Brandschutz in verschiedenerlei Hinsicht anzusprechen. Denn an der Basis gelten für jede Firma (respektive deren Immobilien) unterschiedlichste und sehr detaillierte Vorgaben, um Brandschutz herzustellen. Diese sind unter anderem durch Zertifikate nachzuweisen.

Weiter ist es für verschiedene Brandschutzsysteme vorgeschrieben, diese in regelmäßigen Abständen überprüfen zu lassen. Dazu gehören Brandschutztüren und Feststellanlagen, ferner Alarmierungs- und Löschsysteme und nicht zuletzt die vorgeschriebenen Beschilderungen.

Allerdings können Unternehmen auch jenseits dieser baulichen und prozessualen Anforderungen mit dem Thema Brandschutz und diesbezüglichen Zertifikaten konfrontiert werden. Dann, wenn hergestellte oder vertriebene Produkte entsprechenden Standards genügen müssen.

Insbesondere, weil das gesamte Thema sehr komplex und kleinteilig ist, kann es hierbei helfen, durch Zertifizierungsmaßnahmen Sicherheit und nicht zuletzt Rechtssicherheit herzustellen. Dafür stehen Unternehmen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Drei der wichtigsten seien auf den folgenden Zeilen vorgestellt.

  1. Mehr als nachweislich erfüllte Gesetzesvorgaben: Sinn und Zweck von Brandschutzzertifizierungen

Brände können sowohl erhebliche Sachwerte vernichten als auch Menschenleben gefährden. Diese Erkenntnis ist beinahe so alt wie der moderne Mensch. Angesichts dessen dürfte das Alter staatlicher Brandschutzvorgaben nicht verwundern. Bereits für das späte Hochmittelalter sind die ersten Erlässe dokumentiert – etwa im sogenannten „Sachsenspiegel“, verfasst zwischen 1220 und 1235.

Naturgemäß sind die Vorgaben heutzutage nicht nur detaillierter, sondern wurden und werden immer wieder anhand technischer Neuerungen angepasst. Am Grundprinzip hat sich jedoch nichts geändert: Basierend auf den Vorgaben und Erkenntnissen von Experten erlässt der Staat Brandschutzgesetze. Unter anderem Unternehmen müssen diese minutiös befolgen und dieses Befolgen auf verschiedene Arten nachweisen. Das soll nicht nur die Unternehmen schützen, sondern ebenso die Käufer von brandschutzrelevanten Produkten.

Nun sind diverse Brandschutzzertifikate deshalb augenscheinlich lediglich eine Pflichtübung; ebenso nötig wie beispielsweise das Anmelden neuer Mitarbeiter bei den staatlichen Stellen. Allerdings sollten Unternehmen derartige Zertifikate keinesfalls als bloße Pflichterfüllung ansehen.

Selbst dort, wo auf diese Weise nur das Befolgen von Gesetzen nachgewiesen wird, lässt sich je nach Art der Maßnahme bereits ein marketingtechnisch verwertbarer Effekt generieren. Und insbesondere, wenn die Zertifikate eine Übererfüllung von Pflichten nachweisen oder gar Brandschutz dokumentieren, der in dieser Form nicht vorgeschrieben ist oder über die Werte der Konkurrenz hinausgeht, kann daraus eine starke Werbewirksamkeit generiert werden. Es gilt deshalb:

  • Brandschutzzertifikate weisen das (Über-)Erfüllen von gültigen Standards nach.
  • Sie sind unter anderem für die Herstellung oder Einfuhr bestimmter Waren vorgeschrieben.
  • Da die Zertifikate von Experten und anhand gängiger Normen erstellt werden, stellen sie ein seriöses und dadurch (auch) werblich nutzbares Dokument dar.

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  1. Das CE-Kennzeichen: Universeller Nachweis europäischer Standards

Der zertifizierte Nachweis von Brandschutz muss sich nicht zwingend nur auf dieses eine Merkmal konzentrieren, sondern kann in die Erfüllung verschiedenster anderer Vorgaben eingebettet sein. Das CE-Kennzeichen ist eines der besten Beispiele hierfür. Grundsätzlich steht CE lediglich für Conformité Européenne. Sinngemäß wird demnach eine Konformität mit europäischen Standards nachgewiesen.

Diese Standards wiederum sind recht breit aufgestellt. Sie umfassen

Ferner existieren detaillierte Richtlinien für die Erfüllung der CE-Vorgaben bei sehr unterschiedlichen Produktgruppen. Nur eines ist dabei einheitlich: Das CE-Zeichen (respektive dessen Vorgaben) ist für eine breite Palette von in der EU hergestellten oder hier in Verkehr gebrachten Produkten verpflichtend.

Unter anderem gibt die CE-Kennzeichnung je nach Produktgruppe Hinweise auf das Brandverhalten. Da es jedoch stets dem Hersteller oder Inverkehrbringer obliegt, die entsprechenden Nachweise zu erbringen, ist dringend das Hinzuziehen von Experten angeraten. Zumal die Aussage der DGUV beachtet werden sollte:

„Die Konformitätserklärung und die CE-Kennzeichnung sind auf keinen Fall der
(freiwilligen) Prüfung und Zertifizierung durch eine neutrale Stelle gleichwertig.“

Diese Experten werden als sogenannte Benannte Stellen bezeichnet. Also neutrale Labore, Prüfinstitute und ähnliche Stellen, die aufgrund ihrer Expertise dazu geeignet sind, die Eigenschaften eines Produkts hinsichtlich des Brandschutzes zu bewerten. Hierfür hat die Europäische Union ein offizielles Register der Benannten Stellen geschaffen. Dieses kann entweder für die gesamte EU angezeigt werden oder lediglich für den Bereich Deutschland.

  1. Brandverhalten europäischer Baustoffe: Überraschend vielfältige Normen

Unter dem Begriff Baustoffe verstehen viele Laien nur Produkte, die unmittelbar bei der Errichtung eines Gebäudes nötig sind. Was jedoch den Brandschutz im Allgemeinen sowie dessen Zertifizierung im Besonderen anbelangt, so ist diese Produktgruppe nur ein Teil innerhalb eines viel größeren Ganzen.

Konkret eine enorme Anzahl von Produkten und Materialien, die an oder in Gebäuden genutzt werden. Klassische Rohbaumaterialien fallen hierunter ebenso wie beispielsweise technische Installationen, dazu Fußboden-, Wand- und Deckenmaterialien sowie unter anderem verschiedene Einrichtungsgegenstände. In der Praxis ist deshalb fast alles, das häuslich genutzt werden kann, zertifizierbar oder muss je nach dahinterstehender Norm sogar zertifiziert werden.

Hierzu existieren derzeit zwei Normen parallel zueinander:

  1. DIN 4102 Teil 1. Sie ist nur innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik Deutschland gültig.
  2. EN 13501-1. Sie gilt sowohl in Deutschland als auch in allen anderen Ländern der europäischen Gemeinschaft.

Die 4102 Teil 1 stützt sich dabei lediglich auf eine Einteilung aller Baustoffe in zwei Kategorien von Brandschutzklassen, die wiederum weiter präzisiert werden:

  • A1: Nicht brennbar. Stoff oder Produkt ist vollständig nicht brennbar.
  • A2: Nicht brennbar. Stoff oder Produkt enthält nur geringe brennbare Bestandteile, die jedoch nicht aktiv an einem Brand mitwirken.
  • B1: Schwer entflammbar. Die Bestandteile brennen lediglich, solange ein Feuer vorhanden ist und erlöschen, sobald das Feuer selbst gelöscht wurde.
  • B2: Normal entflammbar. Stoff oder Produkt kann durch geringere Zündquellen entflammt werden und selbstständig weiterbrennen.
  • B3: Leicht entflammbar. Entzündlichkeit wie bei B2, jedoch brennen die Bestandteile in steigender Geschwindigkeit weiter. Einsatz in Gebäuden untersagt.

Die EN 13501-1 ist diesbezüglich anders und umfangreicher aufgebaut. Sie kennt zwar ebenso Brandschutzklassen, unterteilt diese jedoch präziser. Außerdem macht sie Aussagen zu zwei anderen wichtigen Faktoren des Brandverhaltens.

  1. Brandschutzklasse.
    • A1 & A2: Kein Beitrag zum Brand.
    • B: Sehr begrenzter Beitrag zum Brand
    • C: Begrenzter Beitrag zum Brand
    • D: Hinnehmbarer Beitrag zum Brand
    • E: Hinnehmbares Brandverhalten
    • F: Keine Leistung festgestellt
  2. Rauchentwicklung. Ein Zusatzindikator, der zusätzlich zur Brandschutzklasse darüber Aufschluss gibt, wie stark eine etwaige Rauchentwicklung erfolgt.
    • s1: Geringe Rauchentwicklung.
    • s2: Mittlere Rauchentwicklung.
    • s3: Starke oder ungeprüfte Rauchentwicklung.
  3. Abtropfverhalten. Ein weiterer Zusatzindikator. Er schlüsselt auf, ob, wie stark und in welcher Form ein (brennendes) Abtropfen/Abfallen möglich ist, wodurch das Risiko von Folgebränden bewertbar gemacht wird.
    • d0: Gar kein Abtropfen/Abfallen während 600 Sekunden.
    • d1: Abtropfen/Abfallen während 600 Sekunden, jedoch mit einer Nachbrennzeit nicht länger als 10 Sekunden.
    • d2: Verhalten nicht getestet.

Für eine Zertifizierung würden all diese Faktoren durch ein dafür zugelassenes Prüflabor evaluiert werden. Der Hersteller würde anschließend präzise Prüfungsunterlagen erhalten. Auf dem Produkt selbst hingegen könnte sich jedoch lediglich eine sehr reduzierte Klassifizierung finden, die alle vorgenannten Angaben kompakt zusammenfast. Etwa

B – s1 – d0

Also ein sehr begrenzter Beitrag zum Brand kombiniert mit geringer Rauchentwicklung und keinerlei messbarem Abtropfen bzw. Abfallen – dies wäre ein aus Brandschutzsicht gutes bis sehr gutes Produkt.

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  1. BSI Kitemark™: Zertifikat speziell zum Thema Sicherheit

Mit Entstehungsjahr 1903 gehört die Kitemark-Zertifizierung zu den ältesten diesbezüglichen Systemen, die immer noch in Gebrauch sind – natürlich heute in modernisierter Form.  

Heute liegt der Prozess in den Händen der British Standards Institution (BSI). Typischerweise fokussiert sich eine Kitemark-Zertifizierung vornehmlich auf Produkte, bei denen das Thema Sicherheit in irgendeiner Form eine bedeutende Rolle spielt – darunter auch, aber nicht ausschließlich, Brandschutz.

Dazu gehören beispielsweise:

  • Feuermelde- und Brandlöscheinrichtungen
  • Notbeleuchtungen
  • Verglasungen und Türen
  • Diverse Baumaterialien
  • Ladegräte für Elektrofahrzeuge
  • Elektrische Hausinstallationen

Dabei haben Unternehmen die Wahl, ob sie ihre Produkte von der BSI gemäß Kitemark-Standard oder CE zertifizieren lassen möchten. Das BSI ist ebenfalls eine Benannte Stelle.

Zusammengefasst: Brandschutzzertifikate stehen für Sicherheit und Wettbewerbsvorteile

Jeder betriebliche Brandschutzbeauftragte muss seine Befähigung für diese Rolle durch Zertifikate nachweisen. Jedes einzelne bauliche und technische Element des betrieblichen Brandschutzes muss ebenfalls zertifiziert und abgenommen sein. Angesichts dieser Bedeutung sollten Unternehmen bei ihren Produkten ähnliche strenge Maßstäbe ansetzen und die Mindestvorgaben nur als das ansehen: Mindestwerte, die immer überschritten werden können und vielleicht sogar sollten.

Denn heute, wo Sicherheit bei sehr vielen Verbrauchern und zahlreichen Produktkategorien eine so enorme Rolle spielt, stellen solche Zertifikate stets einen Wettbewerbsvorteil dar – nicht nur bessere, sondern darüber hinaus sicherere Produkte.

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