Bedarfsermittlung
Bedarfsermittlung
Bedarfsermittlung Definition
Die Bedarfsermittlung ist ein Prozess der Bestimmung des Bedarfs an Ressourcen, Produkten oder Dienstleistungen für ein bestimmtes Projekt oder eine bestimmte Aufgabe. Diese Methode wird in verschiedenen Bereichen wie im Handel, in der Produktion, im Marketing, im Personalwesen und in der Logistik angewendet. Die Bedarfsermittlung ermöglicht es Unternehmen, ihre Ressourcen effektiver zu planen und ihre Kosten zu optimieren.
Der Prozess der Bedarfsermittlung beginnt mit der Identifizierung des Bedarfs. Hierbei müssen die Unternehmen ihre Kundenbedürfnisse, Marktbedingungen und andere Faktoren berücksichtigen. Anschließend müssen sie die erforderlichen Ressourcen ermitteln, um den Bedarf zu decken. Hierbei geht es um die Ermittlung der benötigten Menge, Qualität und Zeitpunkt für die Lieferung der Ressourcen.
Die Bedarfsermittlung kann auf verschiedene Weise durchgeführt werden. Eine Möglichkeit ist die Verwendung von Software und Tools wie Enterprise-Resource-Planning (ERP)-Systemen, die eine automatisierte Bestandsverwaltung und Nachverfolgung ermöglichen. Eine andere Möglichkeit ist die manuelle Ermittlung von Bedarfen durch Interviews mit Kunden, Analyse von Verkaufsdaten und Erstellung von Prognosen auf der Grundlage von Trends und historischen Daten.
Die Bedarfsermittlung ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg eines Unternehmens. Eine effektive Bedarfsermittlung kann dazu beitragen, Überbestände und Engpässe zu vermeiden, die Lagerhaltung zu optimieren und die Kundenzufriedenheit zu verbessern. Ein Mangel an Bedarfsermittlung kann hingegen zu einer unzureichenden Versorgung mit Ressourcen führen, was zu Produktionsverzögerungen, Lieferverzögerungen und Kundenbeschwerden führen kann.
Insgesamt ist die Bedarfsermittlung ein wichtiger Schritt in der Geschäftsplanung und -strategie, der dazu beitragen kann, die Rentabilität und Effizienz von Unternehmen zu verbessern.
Bedarfsarten
Es gibt verschiedene Arten von Bedarfen, die im Geschäftsumfeld auftreten können. Hier sind einige der wichtigsten Bedarfsarten:
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Grundbedarf: Dieser Bedarf umfasst alle Produkte oder Dienstleistungen, die für das tägliche Leben oder die grundlegenden Bedürfnisse von Menschen notwendig sind, wie z.B. Nahrung, Kleidung, Wohnraum oder medizinische Versorgung.
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Sekundärbedarf: Diese Bedarfsart bezieht sich auf Produkte oder Dienstleistungen, die nicht direkt für das Überleben oder die grundlegenden Bedürfnisse notwendig sind, aber dennoch wichtig sind, wie z.B. Bildung, Transport, Unterhaltung und Reisen.
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Latenter Bedarf: Dieser Bedarf bezieht sich auf Produkte oder Dienstleistungen, von denen Menschen noch nicht wissen, dass sie diese benötigen. Ein Beispiel hierfür ist die Erfindung des Smartphones, bevor diese Technologie eingeführt wurde, hatte niemand einen direkten Bedarf danach.
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Absoluter Bedarf: Dieser Bedarf ist unbedingt erforderlich und es gibt keine Alternative dazu. Ein Beispiel hierfür ist die Notwendigkeit von medizinischen Geräten oder Instrumenten in einem Krankenhaus.
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Bedarf aus situativen Gründen: Dieser Bedarf bezieht sich auf den Bedarf von Produkten oder Dienstleistungen, der sich aus bestimmten Situationen ergibt, wie z.B. Naturkatastrophen, Krieg, Wirtschaftskrisen oder pandemische Ausbrüche.
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Zukunftsbedarf: Diese Bedarfsart bezieht sich auf Produkte oder Dienstleistungen, die in der Zukunft benötigt werden, wie z.B. die Einführung neuer Technologien oder die Entwicklung von neuen Produkten.
Die Kenntnis der verschiedenen Bedarfsarten ist wichtig, um die Bedürfnisse der Kunden zu verstehen und das Angebot von Produkten oder Dienstleistungen entsprechend anzupassen. Dies kann Unternehmen dabei helfen, ihre Effektivität und Rentabilität zu steigern.
Methoden zur Bedarfsermittlung
Es gibt verschiedene Methoden zur Bedarfsermittlung, die Unternehmen je nach Branche, Produkt oder Dienstleistung und Zielgruppe anwenden können. Hier sind einige der wichtigsten Methoden:
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Umfragen und Interviews: Eine der häufigsten Methoden ist die Durchführung von Umfragen und Interviews mit Kunden, um ihre Bedürfnisse, Präferenzen und Meinungen zu ermitteln. Unternehmen können diese Informationen nutzen, um ihre Produkte oder Dienstleistungen zu verbessern oder neue Angebote zu entwickeln.
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Analyse von Verkaufsdaten: Unternehmen können auch Verkaufsdaten auswerten, um Trends und Muster in der Nachfrage ihrer Produkte oder Dienstleistungen zu erkennen. Dies kann Unternehmen dabei helfen, ihre Bestände und Lieferungen zu optimieren, um Engpässe oder Überbestände zu vermeiden.
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Marktbeobachtung: Unternehmen können auch den Markt beobachten, um Veränderungen in der Nachfrage oder Trends frühzeitig zu erkennen. Durch die Beobachtung von Wettbewerbern, Branchenanalysen und Kundenfeedback können Unternehmen ihre Angebote entsprechend anpassen.
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Analyse von Web-Verhaltensdaten: Unternehmen können auch das Verhalten ihrer Website-Besucher analysieren, um Informationen über ihre Interessen und Bedürfnisse zu sammeln. Dies kann helfen, die Website und das Angebot an Produkten oder Dienstleistungen zu optimieren.
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Fokusgruppen: Unternehmen können auch Fokusgruppen einrichten, um direkt mit einer ausgewählten Zielgruppe zu sprechen. Hierbei werden Diskussionen moderiert, die den Fokus auf bestimmte Themen oder Produkte legen. Fokusgruppen können Unternehmen wertvolle Informationen über die Bedürfnisse und Vorlieben ihrer Zielgruppen liefern.
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Prognosen auf der Grundlage historischer Daten: Unternehmen können auch historische Daten über ihre Produkt- oder Dienstleistungsnachfrage analysieren, um Vorhersagen über zukünftige Bedürfnisse zu treffen. Diese Prognosen können Unternehmen helfen, ihre Ressourcen effektiver zu planen und Engpässe oder Überbestände zu vermeiden.
Die Auswahl der Methode zur Bedarfsermittlung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der Branche, Zielgruppe, Produkt oder Dienstleistung, verfügbaren Ressourcen und dem Ziel des Unternehmens. Unternehmen sollten sorgfältig abwägen, welche Methoden am besten für ihre spezifischen Bedürfnisse geeignet sind.
Deterministische Bedarfsermittlung
Die deterministische Bedarfsermittlung ist eine Methode zur Vorhersage von Bedarfen, die auf historischen Daten oder mathematischen Modellen basiert. Bei dieser Methode wird davon ausgegangen, dass die Nachfrage in der Zukunft auf der Basis von vergangenen Mustern und Trends vorhergesagt werden kann, ohne Berücksichtigung von Unsicherheiten oder unvorhergesehenen Ereignissen.
Die deterministische Bedarfsermittlung kann durch die Verwendung von verschiedenen Techniken wie beispielsweise der gleitenden Durchschnittsmethode, der exponentiellen Glättungsmethode und der Trendextrapolation durchgeführt werden. Bei der gleitenden Durchschnittsmethode wird beispielsweise der Durchschnitt von vergangenen Datenpunkten gebildet, um zukünftige Bedarfe vorherzusagen. Die exponentielle Glättungsmethode hingegen berücksichtigt die jüngsten Datenpunkte stärker als ältere Datenpunkte, um aktuelle Trends besser darzustellen. Bei der Trendextrapolation wird die Entwicklung von Trends in der Vergangenheit auf zukünftige Perioden angewendet.
Obwohl die deterministische Bedarfsermittlung bei der Vorhersage von Bedarfen nützlich sein kann, gibt es auch einige Einschränkungen. Beispielsweise können unvorhergesehene Ereignisse, wie zum Beispiel Änderungen in der Marktnachfrage, politische Ereignisse, Naturkatastrophen oder Epidemien, zu Abweichungen von den Vorhersagen führen. Die deterministische Bedarfsermittlung sollte daher nicht als alleinige Methode verwendet werden, sondern vielmehr als eine Ergänzung zu anderen Methoden der Bedarfsermittlung, um eine umfassende Vorhersage des Bedarfs zu erreichen.
Stochastische Bedarfsermittlung
Die stochastische Bedarfsermittlung ist eine Methode zur Vorhersage von Bedarfen, die auf statistischen und probabilistischen Techniken basiert. Im Gegensatz zur deterministischen Bedarfsermittlung, die davon ausgeht, dass die zukünftige Nachfrage auf der Grundlage von vergangenen Mustern und Trends vorhergesagt werden kann, berücksichtigt die stochastische Bedarfsermittlung die Unsicherheit und Wahrscheinlichkeit von zukünftigen Ereignissen.
Die stochastische Bedarfsermittlung verwendet verschiedene statistische Methoden wie die Wahrscheinlichkeitsverteilungsanalyse, die Monte-Carlo-Simulation und die Zeitreihenanalyse. Bei der Wahrscheinlichkeitsverteilungsanalyse wird die Wahrscheinlichkeit von zukünftigen Ereignissen untersucht, um eine Vorhersage des Bedarfs zu treffen. Die Monte-Carlo-Simulation verwendet zufällige Zahlen, um verschiedene Szenarien zu simulieren und eine Vorhersage des Bedarfs zu treffen. Die Zeitreihenanalyse hingegen untersucht historische Daten, um Trends und Muster zu identifizieren und Vorhersagen für die zukünftige Nachfrage zu treffen.
Die stochastische Bedarfsermittlung ist nützlich, um Unsicherheit und Risiken bei der Vorhersage von Bedarfen zu berücksichtigen. Diese Methode kann helfen, ein genaueres Bild von zukünftigen Ereignissen zu zeichnen und Unternehmen dabei zu helfen, ihre Ressourcen effektiver zu planen und ihre Kosten zu optimieren. Es gibt jedoch auch einige Einschränkungen bei der stochastischen Bedarfsermittlung, wie beispielsweise die Notwendigkeit von zuverlässigen Daten und die Möglichkeit von unerwarteten Ereignissen, die nicht vorhergesehen werden können.
Insgesamt kann die stochastische Bedarfsermittlung in Kombination mit anderen Methoden der Bedarfsermittlung verwendet werden, um ein umfassendes Bild von zukünftigen Bedarfen zu zeichnen. Unternehmen sollten jedoch sorgfältig abwägen, welche Methoden am besten für ihre spezifischen Bedürfnisse geeignet sind und welche Einschränkungen bei der Verwendung von stochastischen Methoden zu beachten sind.
Heuristische Bedarfsermittlung
Die heuristische Bedarfsermittlung ist eine Methode zur Vorhersage von Bedarfen, die auf Erfahrungswerten und subjektiven Einschätzungen basiert. Im Gegensatz zu den statistischen Methoden, die auf der Analyse von Daten basieren, verwendet die heuristische Bedarfsermittlung das Wissen und die Erfahrung von Fachleuten, um Bedarfe zu bestimmen.
Die heuristische Bedarfsermittlung kann auf verschiedene Weise durchgeführt werden, wie zum Beispiel durch Brainstorming-Sitzungen, Expertenbefragungen, Delphi-Methoden oder analoge Schätzungen. Bei der Brainstorming-Sitzung kommen Experten zusammen, um Ideen und Vorschläge zu sammeln und gemeinsam eine Vorhersage des Bedarfs zu treffen. Bei der Expertenbefragung werden Fachleute gezielt zu bestimmten Themen befragt, um deren Einschätzungen und Erfahrungen in die Bedarfsermittlung einfließen zu lassen. Die Delphi-Methode hingegen nutzt eine systematische Befragung von Experten in mehreren Runden, um eine gemeinsame Vorhersage des Bedarfs zu treffen. Bei der analogen Schätzung wird der Bedarf auf der Grundlage von vergleichbaren Erfahrungen und Bedarfen in der Vergangenheit abgeschätzt.
Die heuristische Bedarfsermittlung kann besonders nützlich sein, wenn es nur begrenzt verlässliche Daten zur Bedarfsermittlung gibt oder wenn der zukünftige Bedarf schwer vorherzusagen ist. Die Erfahrung und das Wissen von Fachleuten kann dabei helfen, Unsicherheiten zu berücksichtigen und eine realistische Vorhersage des Bedarfs zu treffen. Allerdings kann es auch zu Einschränkungen kommen, wenn die Fachleute ihre Vorhersagen auf subjektiven Meinungen oder Annahmen basieren und dabei wichtige Faktoren übersehen oder nicht berücksichtigen.
Insgesamt kann die heuristische Bedarfsermittlung als eine zusätzliche Methode neben den statistischen und stochastischen Methoden zur Bedarfsermittlung eingesetzt werden, um ein umfassenderes Bild von zukünftigen Bedarfen zu erhalten. Unternehmen sollten jedoch sorgfältig abwägen, welche Methoden am besten für ihre spezifischen Bedürfnisse geeignet sind und welche Einschränkungen bei der Verwendung von heuristischen Methoden zu beachten sind.
Regelbasierte Bedarfsermittlung
Die regelbasierte Bedarfsermittlung ist eine Methode zur Vorhersage von Bedarfen, die auf der Anwendung von Regeln basiert. Diese Regeln werden auf der Grundlage von Erfahrungen und Wissen von Fachleuten oder historischen Daten entwickelt und dienen als Entscheidungsgrundlage für die Vorhersage von Bedarfen.
Die regelbasierte Bedarfsermittlung kann auf verschiedene Weise durchgeführt werden, wie zum Beispiel durch die Verwendung von Entscheidungsbäumen, Regressionsmodellen oder Expertensystemen. Bei der Verwendung von Entscheidungsbäumen wird eine Abfolge von Entscheidungen getroffen, um eine Vorhersage des Bedarfs zu treffen. Bei der Regressionsanalyse wird ein mathematisches Modell entwickelt, das auf historischen Daten basiert, um zukünftige Bedarfe vorherzusagen. Expertensysteme hingegen kombinieren das Wissen von Experten mit einem Computerprogramm, um eine Vorhersage des Bedarfs zu treffen.
Die regelbasierte Bedarfsermittlung ist besonders nützlich, wenn bestimmte Muster und Zusammenhänge zwischen verschiedenen Faktoren bekannt sind oder wenn es eine klare Entscheidungsgrundlage für die Vorhersage von Bedarfen gibt. Die Methode kann auch für die Automatisierung von Entscheidungen und Abläufen in Unternehmen genutzt werden, um Kosten und Zeit zu sparen.
Allerdings gibt es auch Einschränkungen bei der regelbasierten Bedarfsermittlung. Die Methode basiert oft auf historischen Daten und Erfahrungen und kann daher nicht immer unvorhergesehene Ereignisse oder Veränderungen in der Nachfrage vorhersagen. Zudem können die Regeln und Entscheidungen auf subjektiven Meinungen oder Annahmen basieren und wichtige Faktoren übersehen oder nicht berücksichtigen.
Insgesamt kann die regelbasierte Bedarfsermittlung als eine zusätzliche Methode zur Bedarfsermittlung neben den statistischen, stochastischen und heuristischen Methoden eingesetzt werden. Unternehmen sollten jedoch sorgfältig abwägen, welche Methoden am besten für ihre spezifischen Bedürfnisse geeignet sind und welche Einschränkungen bei der Verwendung von regelbasierten Methoden zu beachten sind.
Brutto-/Netto-Verfahren
Das beschriebene Verfahren zur Berechnung des Brutto- und Nettobedarfs ist ein wichtiger Bestandteil des Materialbedarfsplans, der für die effektive Planung und Steuerung von Materialien in Unternehmen unerlässlich ist. Die Brutto-Netto-Berechnung ermöglicht es Unternehmen, den genauen Bedarf an Materialien für die Produktion von Gütern oder die Erbringung von Dienstleistungen zu ermitteln und sicherzustellen, dass ausreichende Materialien zur Verfügung stehen, um den Bedarf zu decken.
Brutto-/Netto-Berechnung
Lagerbestand
− Sicherheitsbestand (=Mindestreserve)
− Reservierungen (aus anderem Bedarf)
+ Bestellungen (mit Anlieferung zur Periode)
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= verfügbarer Lagerbestand
Brutto-Sekundär-/Tertiärbedarf
+ Zusatzbedarf/Fehlmengenzuschlag
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= Brutto-Gesamtbedarf
− verfügbarer Lagerbestand
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= Netto-Sekundär-/Tertiärbedarf
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Berechnung des Bedarfs auf Schätzungen und Annahmen basiert, die auf vergangenen Daten und Erfahrungen beruhen. Daher ist es wichtig, den Bedarf regelmäßig zu überprüfen und anzupassen, um sicherzustellen, dass der tatsächliche Bedarf mit dem geplanten Bedarf übereinstimmt. Auch Faktoren wie Lagerbestand und Bestellungen können unvorhersehbaren Schwankungen unterliegen und müssen daher regelmäßig überwacht werden, um Engpässe oder Überbestände zu vermeiden.
Insgesamt ist das Brutto-Netto-Verfahren eine wichtige Methode zur Bedarfsermittlung und Materialplanung in Unternehmen. Eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung des Bedarfs ist jedoch notwendig, um sicherzustellen, dass Materialien in ausreichender Menge und zum richtigen Zeitpunkt verfügbar sind, um eine reibungslose Produktion oder Dienstleistungserbringung zu gewährleisten.
SOLL-/IST-Verfahren
Das SOLL-/IST-Verfahren ist eine Methode zur Bedarfsermittlung und Planung von Materialien in Unternehmen. Es basiert auf dem Regelkreis-Prinzip, bei dem der SOLL-Wert mit dem IST-Wert verglichen wird, um Abweichungen zu erkennen und im MRP-System durch veränderte Aufträge im Fertigungs- und Beschaffungsprozess auszugleichen.
Dieses Verfahren wird hauptsächlich bei der kumulativen Bedarfsermittlung angewendet, bei der die Bedarfsmengen für jeden Zeitabschnitt aufsummiert werden. Die zu einem Zeitpunkt benötigte Liefer- oder Produktionsmenge ergibt sich aus der Abweichung zwischen der kumulativen SOLL-Menge und der kumulativen IST-Menge. Für die Berechnung eines konkreten Fertigungs- oder Lieferauftrags werden auch Losgrößen, Quoten und Kapazitäts- oder Lieferrestriktionen berücksichtigt, wodurch die kumulierten Abruf- bzw. Auftragsmengen kurzfristig, aber nicht langfristig verändert werden.
Im Gegensatz zur Brutto-Netto-Bedarfsrechnung spielt der Lagerbestand bei der kumulativen Bedarfsermittlung eine andere Rolle, da jeweils nur das kumulative SOLL mit dem kumulativen IST am Lagerstandort verglichen wird und der Lagerbestand auf den Bedarf selber keinen Einfluss hat. Der Lagerbestand ergibt sich aus der Differenz zwischen den kumulativen IST-Werten des Lagerein- und -ausgangs, die sich aus dem Erzeugnisbedarf ableiten und durch die Lagerdurchlaufzeit beeinflusst und reguliert werden können.
Die SOLL-/IST-Bedarfsermittlung erfordert eine rollierende Planung, bei der die Bedarfsermittlung immer für einen fest definierten Zeitraum erfolgt und der Kalender beim Wechsel der Planungsperiode quasi verschoben wird. Die Bedarfsermittlung beginnt ab einem bestimmten Zeitpunkt mit dem Anfangswert ‚0‘ (bzw. dem Inventurbestand), und bei jedem Periodenwechsel wird der Bedarf aus der Vergangenheit zum kumulativen Anfangswert der neuen Periode verdichtet.
Um Fehler oder Abweichungen zu erkennen, werden bestimmte Meldegrenzen für ein Lagerteil definiert, die mit dem tatsächlichen Lagerbestand verglichen werden. Werden diese Grenzen verletzt, wird ein Warnhinweis ausgegeben, der auf mögliche Ursachen wie Erfassungsfehler, abweichende Produktions- oder Liefermengen, Ausschuss oder falsche Stücklistenauflösung hinweist. Unternehmen müssen dann überprüfen, welchen Grund es für die Warnung gibt und wie darauf zu reagieren ist.
Insgesamt ist das SOLL-/IST-Verfahren eine wichtige Methode zur Bedarfsermittlung und Materialplanung in Unternehmen. Durch den Vergleich von SOLL- und IST-Werten können Unternehmen Engpässe oder Überbestände vermeiden und sicherstellen, dass ausreichend Materialien zur Verfügung stehen, um den Bedarf zu decken. Die rollierende Planung und Überwachung von Meldegrenzen sind wichtige Elemente, um die Genauigkeit und Zuverlässigkeit des Verfahrens zu gewährleisten. Die kumulative Bedarfsermittlung und die Verwendung von Fortschrittszahlendiagrammen ermöglichen es Unternehmen, den Materialfluss und die Bedarfsmengen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu verfolgen und zu steuern. Dadurch können auch Bullwhip-Effekte vermieden werden, bei denen kleine Schwankungen in der Nachfrage zu großen Schwankungen in der Produktion und Beschaffung führen.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Bedarfsermittlung auf Schätzungen und Annahmen basiert und dass die tatsächliche Nachfrage und der tatsächliche Lagerbestand unvorhersehbaren Schwankungen unterliegen können. Unternehmen müssen daher regelmäßig ihre Bedarfsprognosen überprüfen und anpassen, um sicherzustellen, dass ausreichend Materialien zur Verfügung stehen, um den Bedarf zu decken, und um Überbestände zu vermeiden.
Insgesamt ist das SOLL-/IST-Verfahren eine wichtige Methode zur effektiven Planung und Steuerung von Materialien in Unternehmen. Eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Bedarfsprognosen sowie eine sorgfältige Überwachung von Meldegrenzen sind jedoch notwendig, um sicherzustellen, dass Materialien in ausreichender Menge und zum richtigen Zeitpunkt verfügbar sind, um eine reibungslose Produktion oder Dienstleistungserbringung zu gewährleisten.
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