Denkfehler in der FMEA. Thema: Merkmale in der Design-FMEA?


Design- und Produktmerkmale wie der Durchmesser (Durchmesser zu klein / Durchmesser zu groß) sind keine zufälligen Auswahlkriterien oder Fehlerursachen, sondern bewusste Entscheidungen. Sie werden aufgrund eines ausgewogenen Abwägens zwischen verschiedenen Faktoren wie Funktion, Herstellbarkeit, Kosten und Leistung getroffen. Letztlich ist es ein Balanceakt, bei dem die Entscheidungsträger bestrebt sind, den spezifischen Anforderungen der jeweiligen Anwendung gerecht zu werden.

Denkfehler in der FMEA. Thema: Merkmale in der Design-FMEA?

Beispiel: Die Auslegung des Innendurchmessers eines Lagers für die Passung auf einer Welle

Die Wahl des Innendurchmessers eines Lagers, das auf einer Welle montiert wird, ist von entscheidender Bedeutung und hängt von mehreren Faktoren ab. Lassen Sie uns zunächst überlegen, warum ein kleinerer Innendurchmesser gewählt werden könnte. Ein kleinerer Durchmesser könnte eine straffere Passung auf der Welle ermöglichen, was die Stabilität erhöhen und Vibrationen minimieren kann. Dies könnte zu einer besseren Leistung und einer längeren Lebensdauer des Lagers führen.

Aber warum könnte dieser Durchmesser als „zu klein“ angesehen werden? Wenn der Innendurchmesser des Lagers zu klein ist, könnte es schwierig oder sogar unmöglich sein, das Lager auf der Welle zu montieren, ohne beide Teile zu beschädigen. Außerdem könnte eine zu straffe Passung zu übermäßiger Reibung führen, was zu Wärmeentwicklung, vorzeitigem Verschleiß und möglicherweise zum Ausfall des Lagers führen kann.

Auf der anderen Seite, warum könnte ein größerer Innendurchmesser gewählt werden? Ein größerer Durchmesser könnte das Montieren des Lagers auf der Welle erleichtern und weniger Reibung verursachen, was zu einer besseren Wärmeableitung und somit zu einer längeren Lebensdauer des Lagers führen kann.

Aber warum könnte dieser Durchmesser als „zu groß“ angesehen werden? Ein zu großer Innendurchmesser könnte dazu führen, dass das Lager auf der Welle rutscht oder sich dreht, was die Leistung beeinträchtigt und das Risiko eines vorzeitigen Ausfalls erhöht. Es könnte auch zu Vibrationen führen, die die Maschine beschädigen und ihre Leistung beeinträchtigen können.

Mittel der Wahl „5xWarum“

die „5xWarum“ Methode ist ein effektives Werkzeug zur Problemlösung und Ursachenanalyse und kann dabei helfen, die zugrundeliegenden Ursachen eines Problems zu ermitteln. Lassen Sie uns das in Bezug auf die Wahl des Durchmessers in unseren beiden Beispielen anwenden.

Benutze die 5 x Warum Methode auf jede Antwort der Teilnehmer und du kommst zur wahren Fehlerursache

Warum wurde der Durchmesser zu klein gewählt?

  1. Warum? Um eine feste Passung auf der Welle zu gewährleisten.
  2. Warum? Um Vibrationen zu minimieren.
  3. Warum? Um die Leistung zu maximieren und die Lebensdauer des Lagers zu verlängern.
  4. Warum? Um die Maschine effizient und zuverlässig zu betreiben.
  5. Warum? Um die Produktivität zu steigern und kostspielige Ausfallzeiten zu vermeiden.

Warum wurde der Durchmesser zu groß gewählt?

  1. Warum? Um die Montage des Lagers auf der Welle zu erleichtern.
  2. Warum? Um Beschädigungen an Lager und Welle während der Montage zu vermeiden.
  3. Warum? Um die anfänglichen Kosten der Installation zu senken.
  4. Warum? Um die Inbetriebnahme des Systems zu beschleunigen.
  5. Warum? Um den Betrieb schneller aufnehmen und dadurch den Gewinn steigern zu können.

In diesem Beispiel sind die „zu klein“ und „zu groß“ Aspekte des Durchmessers weniger Fehlerursachen als vielmehr Ergebnisse bewusster Designentscheidungen, die auf spezifischen Anforderungen und Abwägungen beruhen. Ein Merkmal wie der Innendurchmesser eines Lagers ist also keine Fehlerursache, sondern eine bewusste Entscheidung, die auf eine optimale Passung und Leistung abzielt

Beispiel: Innendurchmesser einer Stiftkappe

stift und stiftkappe 1

Warum wurde der Durchmesser zu klein gewählt?

  1. Warum? Um eine feste Verbindung zwischen Kappe und Stift zu gewährleisten.
  2. Warum? Um sicherzustellen, dass die Kappe nicht versehentlich abfällt.
  3. Warum? Um die Spitze des Stiftes zu schützen und ein Austrocknen zu verhindern.
  4. Warum? Um die Lebensdauer des Stifts zu verlängern und dem Benutzer eine bessere Erfahrung zu bieten.
  5. Warum? Um Kundenzufriedenheit und Markenloyalität zu erhöhen, was zu höheren Verkaufszahlen führt.

Warum wurde der Durchmesser zu groß gewählt?

  1. Warum? Um die Montage der Kappe auf den Stift zu erleichtern.
  2. Warum? Um Verletzungen oder Beschädigungen durch zu starken Druck zu vermeiden.
  3. Warum? Um die Produktionskosten zu senken, indem weniger Präzision bei der Herstellung erforderlich ist.
  4. Warum? Um die Fertigung zu beschleunigen und mehr Stifte in kürzerer Zeit zu produzieren.
  5. Warum? Um die Rentabilität des Unternehmens zu steigern und schneller auf die Marktnachfrage reagieren zu können.

In beiden Fällen zeigt die „5 Warum“ Methode, dass die Wahl des Durchmessers auf einer Reihe bewusster Entscheidungen beruht, die auf unterschiedlichen Zielen und Prioritäten basieren.

Fazit
In beiden Fällen sind die Merkmale – in diesem Fall die Durchmesser – das Ergebnis von Entscheidungen und somit keine Fehlerursache. Im neuen VDA/AIAG-Band wurde auch die Entscheidung getroffen, dass keine Merkmale mehr in der Design-FMEA gekennzeichnet werden müssen – aus unserer Sicht eine logische Entwicklung. Falls es jedoch Merkmale gibt, die sich aus der Konstruktion oder dem Design ergeben, sollten diese auf einer Zeichnung festgehalten werden. Es ist wichtig zu betonen: Merkmale sind Entscheidungen der Konstruktion und stellen somit keine Fehlerursachen dar. Somit sind die Fehlerursachen bezogen auf den Durchmesser tiefer zu beschreiben!

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die FMEA-Methode ein wertvolles Werkzeug ist, um die Auswirkungen von Entscheidungen zur Merkmalsauslegung zu verstehen und zu bewerten. Sie hilft dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen und das Gleichgewicht zwischen verschiedenen Anforderungen zu finden. Die Beispiele des Innendurchmessers eines Lagers, eines Uhrengehäuses und einer Stiftkappe verdeutlichen, dass Merkmale keine Fehlerursachen sind, sondern bewusste Entscheidungen, die auf einer Vielzahl von Faktoren basieren.

Die Teilnahme an einer Ausbildung zum zertifizierten FMEA-Moderator wird dringend empfohlen, um ein tieferes Verständnis für die Anwendung der FMEA-Methode zu entwickeln und ihre Effektivität bei der Risikobewertung und -vermeidung zu maximieren. Ein zertifizierter Moderator kann Unternehmen dabei unterstützen, FMEA-Verfahren erfolgreich einzuführen und die Qualität und Zuverlässigkeit ihrer Produkte zu verbessern.

 

Zusätzlich zur Teilnahme an einer Ausbildung zum zertifizierten FMEA-Moderator ist es wichtig, dass der Moderator die FMEA-Methoden, Moderationstechniken und insbesondere Fragetechniken beherrscht. Ein qualifizierter Moderator sollte in der Lage sein, die FMEA-Sitzungen effektiv zu leiten und das Fachwissen der Teilnehmer zu nutzen, um die Risikobewertung und -vermeidung zu unterstützen.

Eine solide Kenntnis der FMEA-Methoden ist entscheidend, um die Struktur und den Ablauf der FMEA-Sitzungen zu verstehen. Der Moderator sollte die verschiedenen Schritte der FMEA-Methode verinnerlicht haben, darunter die Identifizierung von Funktionsmerkmalen, potenziellen Fehlermodi, Auswirkungen, Ursachen und Maßnahmen. Ein fundiertes Verständnis dieser Schritte ermöglicht es dem Moderator, den Prozess effizient zu steuern und sicherzustellen, dass alle relevanten Aspekte berücksichtigt werden.

Moderationstechniken spielen eine entscheidende Rolle bei der Führung der FMEA-Sitzungen. Der Moderator sollte in der Lage sein, eine offene und kollaborative Atmosphäre zu schaffen, in der alle Teilnehmer aktiv beteiligt sind und ihr Fachwissen einbringen können. Es ist wichtig, dass der Moderator die Sitzungsdynamik effektiv managt, um sicherzustellen, dass alle relevanten Fragen, Meinungen und Ideen angemessen berücksichtigt werden.

Besonders wichtig sind die Fragetechniken des Moderators. Durch geschickte und zielgerichtete Fragen kann der Moderator den Diskussionsprozess lenken, tiefergehende Informationen ermitteln und mögliche Lücken oder Risiken aufdecken. Der Moderator sollte über verschiedene Fragetechniken verfügen, wie offene Fragen, geschlossene Fragen, Sondierungsfragen und Warum-Fragen, um den Teilnehmern zu helfen, ihre Gedanken zu strukturieren und kritische Informationen zu liefern.

Ein erfahrener FMEA-Moderator kann den Erfolg einer FMEA-Sitzung maßgeblich beeinflussen. Indem er die FMEA-Methoden, Moderationstechniken und Fragetechniken beherrscht, kann der Moderator sicherstellen, dass alle relevanten Informationen erfasst werden, potenzielle Risiken identifiziert werden und geeignete Maßnahmen entwickelt werden, um diese Risiken zu vermeiden oder zu minimieren. Dies führt zu einer effektiven und effizienten FMEA-Durchführung und trägt zur Verbesserung der Produktqualität und -zuverlässigkeit bei.

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